Was ist das Variantenmanagement?
Die stetig steigende Digitalisierung sowie eine stark vernetzte Systemlandschaft führen zu immer höher werdenden Kundenansprüchen. Diese führen in der Industrie vor allem bei den Produzenten von Konsumgütern zu einem großen Individualisierungsdruck, welcher durch die globale Variantenvielfalt ausgelöst wird.
Mit dem Variantenmanagement wird versucht, die Vielfalt an Varianten eines Produktes so schlank wie möglich zu gestalten. Dies sollte im besten Fall über dessen ganzen Lebenszyklus hin erfolgen und vor allem in diesen Bereichen:
- Entwicklung
- Beschaffung
- Produktion
- Vertrieb
- Entsorgung
Das Variantenmanagement ist vor allem für solche Produkte wichtig, welche bei steigenden Variantenzahlen auch höhere Komplexitäten mit sich bringen. Dazu gehören zum Beispiel Autos und Elektrogeräte.
Im Folgenden erfahren Sie, wie genau sich das Variantenmanagement auf die logistischen Prozesse auswirkt.
Welchen Einfluss hat das Variantenmanagement auf die Logistik?
Das Variantenmanagement hat in der Logistik vor allem einen großen Einfluss auf die Komplexität der Beschaffungslogistik. Hier sind die Ziele angestrebt, die Komplexität der logistischen Prozesse so gut wie möglich beherrschen zu können. Das soll im Zuge des Variantenmanagement auch durch die Vermeidung und Reduzierung der eigenen Variantenvielfalt von Unternehmen erfolgen.
So soll durch das Variantenmanagement zum Beispiel verhindert werden, dass die Losgrößen von Produkten abnehmen. Gelingt dies nicht, steigt die Komplexität der Logistik:
- Individuelle Bestände steigen
- Disposition von Teilen und Rohstoffen wird aufwendiger
- Mehr verschiedene Bauteile führen zu umfassungsreicheren Wareneingangskontrollen
- Mehr Bauteile von mehr Herstellern führen zu einem Anstieg an benötigten Transporten
Ganz konkret bedeutet dies, dass die Kosten für die Logistik entlang der gesamten Wertschöpfungskette steigen. In der Lagerlogistik verschlechtern sich gleichzeitig die entsprechenden Kennzahlen wie zum Beispiel die Bestandshöhe und die Lagerreichweite von Gütern.
Mit dem Variantenmanagement kann hier entgegengewirkt werden. So können durch eine verringerte Variantenvielfalt zum Beispiel die Anzahl an Zuliefern begrenzt und die Lagerkennzahlen verbessert werden. Dafür sollen vor allem diese Komplexitätseinflussgrößen kontrolliert und optimiert werden:
- Auftragsvarianz
- Anzahl der Schnittstellen
- Organisationsgrad
- Mengenvarianz
- Prozesslänge
Das Vernachlässigen des Variantenmanagement oder die schlechte Durchführung kann zudem die gesamte Produktion eines Produktes gefährden. Durch eine wachsende Anzahl an Zulieferern, Transporten, Schnittstellen und Umschlagstätigkeiten steigt das Schadensrisiko erheblich an. Auch die Fehllieferungen und Fehllagerungen steigen, wodurch es im schlimmsten Fall zum Stillstand der Produktion kommen kann.
Variantenmanagement: So verhindert es Komplexität
Um die Komplexität logistischer Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette reduzieren oder gar vermeiden zu können, werden im Variantenmanagement Strategien verfolgt:
Vermeidung von Komplexität:
Damit es gar nicht erst zu Problemen kommen kann, wird versucht die Variantenvielfalt und der einhergehenden Komplexität zu vermeiden. Dies kann zum Beispiel durch eine klare Marktpositionierung als ein Spezialanbieter erfolgen. Zudem werden logistische Prozesse in der Beschaffung optimiert und verschlankt.
Reduzierung von Komplexität:
Besteht bereits eine Komplexität, welche zu hohen logistischen Kosten führt, so kann diese mit dem Variantenmanagement reduziert werden. Hierfür können zum Beispiel Varianten oder Produkte eliminiert oder Marktsegmente aufgegeben werden.
Beherrschung von Komplexität:
Ist das gewünschte Level an Komplexität erreicht, so muss diese beherrscht werden. Dies geschieht durch eine gezielte Marktsegmentierung, der Normung von Produkten oder dem variantengerechten Personaleinsatz.